Schöpferische Imaginationen. Die Heilkraft innerer Bilder
„Ich schließe meine Augen, um zu sehen“
Paul Gauguin
Die Katathym-imaginative Psychotherapie (KIP) ist eine anerkannte, tiefenpsychologisch fundierte Behandlungsmethode, in der Imaginationen einen zentralen Stellenwert einnehmen. Die Grundlage der therapeutischen Arbeit sind Tagträume. Tagtraumbilder spiegeln in verlässlicher und reproduzierbarer Weise die innerseelische Situation wider.
Das Wort „katathym“ kommt aus dem Griechischen. „Kata“ bedeutet „gemäß“, „thymos“ steht für die Seele oder das Gefühl. Als „katathym“ werden Prozesse bezeichnet, die die Seele und die Gefühle betreffen.
Die KIP ist ein diagnostisch-therapeutisches Instrument und kann genutzt werden zur:
- Aufdeckung und Bearbeitung unbewusster Konflikte
- inneren Ressourcenmobilisierung
- Entfaltung der eigenen Kreativität
- Befriedigung archaischer Bedürfnisse und Erleben von emotional - korrektiven Erfahrungen
Neben der Einzeltherapie eignet sich die „Tagtraumtechnik“ auch für die Paar-, Familien- und Gruppentherapie sowie für die Behandlung von Kindern und Jugendlichen.
Entwickelt wurde das Verfahren, dass anfänglich unter dem Begriff „Katathymes Bilderleben“ bekannt wurde, in den 1950er Jahren, von dem deutschen Psychoanalytiker Hanscarl Leuner, der sich in seinen Bewusstseinsforschungen mit Möglichkeiten befasste, Imaginationen für therapeutische Zwecke einzusetzen. In den letzten 70 Jahren, wurde die KIP beständig ausdifferenziert und weiterentwickelt.
Die Arbeit mit inneren Bildern war schon dem bekannten Psychoanalytiker und Sigmund Freud Schüler Carl Gustav Jung bekannt gewesen. Bereits 1916 riet der Tiefenpsychologe seinen Patienten, sich imaginativ mit dem „Unbewussten“ in Beziehung zu setzen. Auch in tief entspannten Zuständen des Autogenen Trainings können spontan Imaginationen von Farben und Bildern entstehen, postulierte schon 1932 der Arzt J.H. Schultz
Der Wert der Imagination ist, durch Intuition und Intensität tieferreichende Erkenntnisse zu gewinnen, als sie an der Oberfläche der Dinge zu liegen scheinen.
John Ruskin
Über die westliche Entdeckung des Heilpotentials innerer Bilder und (Tag)Träume hinaus, knüpft die KIP an uralte vorindustrielle und weit verbreitete Heiltraditionen an; denn die Fähigkeit des Menschen, seine eigene Situation in Bildern auszudrücken und neue Sichtweisen über Imaginationen und Bildmetaphern aufzunehmen, wurde schon bei den Ägyptern und in der Antike und in allen bekannten schamanischen Kulturen genutzt und beschrieben. Heilende Imaginationen waren darin stets ein zentraler Bestandteil.
Die Altägypter waren das erste Volk mit einem in Stein gemeißelten Traumbuch (1150 v. Chr.) Sie glaubten den Göttern im Traum zu begegnen und so Heilung, Zukünftiges, Rat und Warnungen zu erhalten. Auch die assyrischen Traumbücher aus der Bibliothek des Königs Assurbanipal (669-626 v. Chr.) sind bekannt: die sogenannten Tontafeln von Ninive. Diese sind bis heute in den Ruinen der Tempelanlagen erhalten und gelten als die ältesten Traumtheorien der Menschheit.
Heraklit und Aristoteles erforschten ebenfalls bereits im 5. Jh. v. Chr. die Tag- und Nachtträume der Griechen. Bekannt geworden sind auch die 5 Bücher des Griechen Artemidor von Daldis im 2. Jh. n. Chr. Sie gelten noch heute als Basis für die moderne Oneirologie.
Auch im asiatischen Kulturkreis finden wir historisch die Beschäftigung mit inneren Seelenbildern zu Heilungszwecken. Die daoistische Schule des Shangqing ist besonders geprägt von den Techniken der Imaginationen. Shangqing (chinesisch – „höchste Reinheit“) ist eine daoistische Schule, die Ende des 4. Jahrhunderts in China auftrat. Sie ist geprägt durch die Techniken der visuellen Meditation, visionärer daoistischer Mystik und geistiger Imagination. Im Shangqing trachte der Adept danach, sich mittels der Imaginationsmethoden zu vergöttlichen und zu kosmisieren, so dass sein mikrokosmisches Wesen ein Abbild des Makrokosmos wird und er somit das Dao verwirklicht. Das Ziel des Shangqing besteht darin, die Vielheit des menschlichen Geistes und Körpers zu einer komplexen Einheit zu verschmelzen und zur Harmonie zu bringen und so zur ursprünglichen Einheit zurückzukehren.
Anwendungsgebiete der KIP Methodik in meiner Praxis
- psychogene Erkrankungen
- psychosomatische Erkrankungen
- psychogene Sexualstörungen
- depressive Verstimmung
- Abbau innerseelischer Blockaden
- Angststörungen, Phobien
- Anpassungsstörungen
- posttraumatische Belastungsstörungen
- Förderung kreativer Prozesse, Kreativitätssteigerung
- Prävention bei Stress und Burnout
- Akute Lebenskrisen sowie spirituelle Krisen
Katathym – imaginative Psychotherapie – Ausbildung bei Imago Institut, München